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Sprockhövel

 

 

 

 

 

 

Duo Köhler und Bonjour begeistert mit Chansons

Unter dem Titel „Une autre France – Chansons sans Cigare” stand in dieser Woche ein besonderer Liederabend mit Bernd Köhler und Blandine Bonjour im IG Metall Bildungszentrum Sprockhövel.

Während Bernd Köhler – in der Ennepe-Ruhr-Region auch bekannt als „Schlauch“ – mit seinen Liedern und Interpretationen im IG Metall-Bildungszentrum kein Unbekannter ist, gab es in diesem Konzert eine neue Konstellation. Mit der Französin Blandine Bonjour, die seit etwa 20 Jahren in Mannheim lebt, setzte das Duo an diesem Abend – wie könnte es anders sein - mit seinem Programm französische Akzente.

Lieder aus dem anderen Frankreich. Das französische Chanson hat schon Generationen deutscher Liedermacher beeinflusst. So bekannte Künstler wie Reinhard Mey, Franz Josef Degenhardt oder Walter Mossmann nennen die Namen Francois Villon, Jacques Brel, Moustaki oder Georges Brassens, wenn sie über ihre Vorbilder oder ihre Inspirationen sprechen. Kaum eine Kultur hat einen so eigenwilligen Musikstil entwickelt wie die französische.

Das Programm: ein buntes Bouquet, von den Spott-, Tanz- und Trinkliedern des neunzehnten Jahrhunderts über die politischen Lieder um die Pariser Commune, kraftvoll und mitreißend – aber auch die leisen, melancholischen Töne wurden perfekt und überzeugend vorgetragen. Eine tolle Kombination diese beiden Künstler: engagiert und kompetent. Man spürt, diese beiden Interpreten leben ihre Lieder! Und die Texte? Im Lied „Les Corons“ zum Beispiel, erzählt der Autor von seiner Kindheit, über den Norden, wo die Erde Kohle war, wo es Bergarbeitersiedlungen gab und am Horizont den Himmel. Wie nah Frankreich damit dem Ruhrgebiet, dem Kohlenpott doch ist!

Die Seidenweber „Les Canuts“ webten die feinsten Stoffe für Könige und Fürsten, hatten aber selbst kein Hemd am Leib. Sie gingen 1831 auf die Straßen Lyons, um ihren Mindestlohn zu verteidigen. Für die zahlreichen Seminarteilnehmer des Gewerkschaftszentrums war’s eine aktuelle Erinnerung an die derzeit geführte Diskussion um den Mindestlohn in Deutschland. Kein Wunder, dass gerade dieses Lied vom Publikum mit starkem Beifall quittiert wurde.

WAZ (Westfälische Allgemeine Zeitung – Westfälische Rundschau, 25. April 2009